Markus Bötefür
Kultur- und Outdoor-Journalismus

Sulawesi: Der Weg ins Totenreich
Der Weg ins Totenreich

(Meine Fotos und Tagebuchnotizen aus dem Jahre 1984)


Im schwer zugänglichen Hochland von Sulawesi liegt das Torajaland. Hier scheint die Zeit vor hundert Jahren stehengeblieben zu sein. Die Menschen leben nach alten Sitten und Riten, von denen sie trotz zunehmendem Tourismus nicht abweichen. Wichtigster Bestandteil ihrer Kultur ist die würdige Bestattung der Verstorbenen, die in Felsengräbern beigesetzt werden und dort von Holzfiguren (sog, Tau Tau) bewacht werden.



Im Glauben der Toraja ist das Leben im Diesseits nur ein Übergang, allein das Leben im Jenseits ist von Bedeutung. In ihrer Vorstellungswelt verbleiben die Toten auf der Erde und müssen sich auf die gefahrvolle Reise ins Puya begeben, dem Vorhof der Oberwelt. Puya kann nur erreicht werden, wenn die dazu erforderlichen Rituale von den lebenden Verwandten durchgeführt worden. Nur wer nach Puya gelangt, erhält die Möglichkeit, auf den Berg Bambapuang zu gelangen, um von dort in die Oberwelt aufzusteigen. Die meisten Verstorbenen erreichen zwar Puya, aber sie gelangen nicht in die Oberwelt. Sie leben dann zusammen mit den ins Grab genommenen Opfern in Frieden in Puya. Für die Lebenden können jedoch diejenigen Toten gefährlich werden, zu deren Bestattung keine oder zu wenig Opfergaben erbracht wurden. Ihre Seelen müssen weiter auf der Erde unter den Zurückgebliebenen herumirren, bis der erforderliche Tribut erbracht wurde. 



In der animistischen Religion der Toraja wird der allmächtige Gott Puang Matua verehrt, der die Erde und die Menschen schuf. Neben diesem Gott bevölkern auch die Dewate, die Geister der Verstorbenen, ihre Umwelt. Den Geistern muss ständig geopfert werden, um sie bei Laune zu halten, denn sie bestimmen über das Schicksal der Lebenden. Für die Dewata genügen Hühner und Schweine als Opfertiere. Puang Matua hingegen müssen Büffel geopfert werden

In Rantepao finden sich ausgezeichnete Führer, die das Gebiet wie ihre Westentasche kennen und auch wissen, wann und wo eine der spektakulären Beerdigungen stattfindet. Doch es gehört bei einer Reise ins Torajaland schon eine Portion Glück dazu, will der Besucher Zeuge einer der aufwendigen Begräbnisfeierlichkeiten werden, denn zu den Festen wird die gesamte Verwandtschaft des Verstorbenen eingeladen und es müssen je nach Kaste des Verblichenen bis zu einhundert Büffel geopfert werden. Diese kostspielige Inszenierung bedarf oft jahrelanger Vorbereitung, so dass ein Begräbnis nicht selten erst mehrere Jahre nach dem Tode vollzogen werden kann. Während der "Wartezeit" wird der mumifizierte Leichnam im Hause der Familie aufgebahrt.
Das Torajaland liegt 330 km nördlich von Ujung Pandang. Die Fahrt mit dem Überlandbus von Ujung Pandang nach Rantepao dauert etwa 10 Stunden. In Rantepao und Umgebung finden sich Hotels in allen Preisklassen.




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